Hildesheimer Lyrik-Wettbewerb 2014 – Was mir heilig ist
Verkehrte Welt
Ich kann es nicht in Prosa fassen,
sondern nur im Vers.
Man sagte zu mir:
ich wäre pervers.
Ich kann mal mit Worten ausdrücken,
manchmal nur in Noten.
So stufte man mich schnell ein
zu den Chaoten.
Ich jongliere nicht mit Taten,
sondern mit Gefühlen.
So verbannte mich man
schnell in die Klapsmühle.
Ich benutze viele Worte
und wenig Pantomime.
Man sagte über mich:
ich wäre von Sinnen
Ich kann nicht mit dem Verstand lieben,
sondern nur mit dem Herzen.
Man war überzeugt,
dass ich nur scherze.
Ich sehne mich nicht nach Rache,
sondern nach Vergebung.
Man riet mir zu suchen
eine andere Umgebung.
Ich versuche es mit der Wahrheit
anstatt mit der Lüge.
Mann wunderte sich
über mein Gefüge.
Ich will Güte ausstrahlen
anstatt Gift und Galle.
Man warnte mich vor:
dafür gibt es die Pönale.
Ich bevorzuge die Treue
anstatt Lug und Trug.
Da hatte man es satt
und sagte: “genug!“
